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  • Dr. Manfred Schlumberger

Schlumberger Fakten - Ausgabe 01/2022

Der Bärenmarkt ist gekommen, um zu bleiben!

Von einem Bärenmarkt (Baisse) spricht man, wenn Kapitalmärkte um mehr als 20% von einem vorherigen Hoch fallen. Diesen Tatbestand erfüllten die wichtigsten Aktienmärkte in Europa und den USA bereits im Frühjahr. Auch wichtige Rentenmarktindizes für Staats- und Unternehmensanleihen realisierten mit Verlusten von mehr als 10%. Einbußen wie sie eine ganze Fondsmanagergeneration noch nicht erlebt hatte. Unterbrochen werden Bärenmärkte traditionell von heftigen Gegenbewegungen, die man als „Bärenmarktrallyes“ bezeichnet. Im Sommer stieg der DAX von einem temporären Tief aus um über 12%, der US-Technologieindex gar um mehr als 20%, um dann wieder in sich zusammenzufallen. Das ist keine ungewöhnliche Entwicklung! In der grausamen dreijährigen Internetbaisse von 2000 bis 2003 realisierte die US-Technologiebörse sieben Bärenmarktrallyes von mehr als 20% von temporären Tiefs. Dennoch fiel der Index in diesem Zeitraum um weit mehr als 70%.

Die Kapitalmarkteinbrüche im Frühjahr resultierten aus dem dramatischen Anstieg der Inflationsraten in den USA und Europa, die die Notenbanken trotz ursprünglicher Fehleinschätzung und hartnäckiger Leugnung schließlich zu Leitzinserhöhungen zwangen. Mit Verzögerung scheint auch die EZB ihre Lektion gelernt zu haben und plant trotz Widerstand der „Club Med“-Fraktion weitere Zinserhöhungen. Vor dem Hintergrund, dass die den Verbraucherpreisen vorlaufenden Erzeugerpreise aktuell in Europa um fast 40% steigen und selbst bei Herausrechnung der galoppierenden Energiepreise immer noch um 15% zum Vorjahr zulegen, ist diese Vorgehensweise unausweichlich.

Freilich droht bei den schwächeren Euroländern wie Italien sofort wieder eine Ausweitung der Zinsdifferenzen zu den bonitätsstärkeren Bundesanleihen. Mit über 4% für 10-jährige Staatsanleihen steigt die Zinslast des italienischen Staates bereits wieder beträchtlich. Das ist wenig, wenn man die horrende Staatsverschuldung in Betracht zieht und die Absicht der vermutlich neuen rechtspopulistischen Regierung, die Steuern auf einheitlich 15% zu senken. Das wohlgemerkt in einem Land mit schlechter Steuermoral und laxer Steuereintreibung! Bekanntermaßen hat die EZB bereits vorgesorgt und ist bereit, mit ihrem Anti-Fragmentierungs-Programm unbegrenzt italienische Bonds zu kaufen - gemäß dem alten Draghi-Prinzip „Whatever it takes!“

Ein Großteil des Preisanstiegs hat jedoch mit Angebotsproblemen an den Energiemärkten, aber auch mit Lieferkettenstörungen zu tun. Insofern ist trotz Zinserhöhungen nicht mit schnellen Rückgängen bei den Inflationsraten zu rechnen. Zinssteigerungen belasten zunächst die Nachfrageseite und verstärken so die bereits absehbaren rezessiven Wirtschaftstendenzen. Die konjunkturellen Frühindikatoren zeigen bereits für die USA und Europa eine wirtschaftliche Abkühlung an. In Europa geht es nicht mehr um die Frage, ob eine Rezession kommt, sondern nur noch darum wie stark sie sein wird. Russlands Autokraten Putin haben die steigenden Gasfüllstände in Deutschland gar nicht gefallen. Macht er seine Ankündigung wahr, nur nach Aufhebung der Sanktionen wieder Gas zu liefern, droht Teilen der europäischen, insbesondere deutschen Industrie ein kalter Energieentzug, der eine starke Rezession unausweichlich machen würde.

Für die Börse bedeutet dies, dass die Gewinne der Unternehmen fallen werden. Aktuell schätzen die Analysten Anstiege um die 5% für dieses und das nächste Jahr. Bei einer Rezession sind diese Prognosen obsolet. Viele Unternehmen müssen sogar mit existenzbedrohenden „Über-Verlusten“ rechnen. Auch die Zahl der Insolvenzen steigt bereits rapide an. Trotz „Sonderkonjunktur“ zur Zeit der coronabedingten „Über-Nachfrage“ hat es mit Hakle sogar einen Toilettenpapierhersteller erwischt. Mit sinkenden Gewinnerwartungen steigen die Bewertungen an den Aktienmärkten. Nur mit Kursrückgängen lassen sie sich wieder auf attraktive Kaufniveaus zurückführen.

Entscheidend für die Aktienmärkte ist jedoch neben der Verschlechterung der fundamentalen Situation der Unternehmen die Liquiditätsversorgung. Neben den steigenden Zinsen verringern die sinkenden Anleihekäufe der Notenbanken die Überschussliquidität für die Kapitalmärkte. Damit zeigen sowohl die fundamentale wie die monetäre Börsenampel die Farbe Rot!

Was würde für die nächste Bärenmarktrallye sprechen? In der Regel eine schlechte Stimmungslage! Die haben wir und die kann bei temporärem Ausbleiben schlechter Nachrichten jederzeit zu heftigen Aufwärtsbewegungen führen. Die Positionierung der meisten privaten wie institutionellen Investoren ist jedoch wegen der anhaltenden „Alternativlosigkeit“ der Aktien relativ hoch. Dies lässt nur vorübergehende Kurssteigerungen zu, solange sich bei den fundamentalen und monetären Faktoren keine Trendwende abzeichnet. Konkret müsste der Markt zur Überzeugung kommen, dass die Zentralbanken in Kürze mit Zinssenkungen beginnen werden.

Die junge und unerfahrene Anlegergeneration, die in den letzten Jahren nicht nur an die „Krypto“-, sondern auch an die Aktienbörse gelangt ist, hat noch nicht kapituliert. Cathie Woods „ARK Innovation“-Fonds hat in diesem Jahr trotz Verlusten von 50% eine Milliarde Euro Neugelder eingesammelt. Im August hat sie jedoch bereits 10% ihres Fondsvolumens wieder verloren. Insofern scheint hier die Stimmung langsam zu kippen. Bis zu einem attraktiven antizyklischen Einstieg droht jedoch noch ein sehr schmerzhafter Kursverfall.

Fazit: Nicht nur die Inflation ist gekommen, um zu bleiben, auch der Bärenmarkt ist gekommen, um noch eine Weile zu bleiben!


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